2011 - Das Ende einer Illusion (10.05.2011)

Das Ende einer Illusion (10.05.2011)


Das Ei der Propheten (15.04.2011)-1.jpg

Vom höchsten Wipfel des höchsten der abertausend Bäume des Finsterwalds herab späht der „Der Rabe“ mit kritischem Blick und spitzer Feder. Oliver Gutfreund, Chefredakteur der scharfzüngigsten Zeitung Gridanias, berichtet exklusiv über die allerneusten Entwicklungen.

Lesen Sie über den großen Showdown, den ganz Gridania mit höchster Spannung erwartet hatte: Kommen die sogenannten Saliah jetzt endlich? Oder war alles ein einziger groß aufgezogener Betrug, der nun platzt wie eine Seifenblase? Das große Eierfest hat begonnen. Der Zwischenfall, der das Ritual fast verhindert hätte, scheint nur ein böser Spuk gewesen zu sein und alles doch noch in die richtigen Bahnen gelenkt.

● Wo sind die zwölf weisen Saliah nun? Warten auf ... Dodo.

Das Phantom der Saliah hat die Stadt und das ganze Umland in Aufruhr versetzt, die Leute erst ins Sammelfieber gestürzt, dann in Verzweiflung und schließlich in Erleichterung aufatmen lassen. Nun sollen wir endlich ihre Manifestation erleben dürfen. Die Eierjagd ist vorbei, alles bereit.

Gespanntes Flüstern, unbehagliches Scharren von Schuhen auf dem sandigen Vorplatz. Jihli Aliapoh, die Führerin der Saliah-Glaubensbewegung, hat ihre Jünger am Tag der Prophezeiung vor dem Eier-Speicher antreten lassen. Wird das Unglaubliche passieren? Die Spannung wird von einem feinen, fast unhörbaren Geräusch zerrissen: dem Knacken einer Eierschale! Ist das die Geburt der weisen Retter? Tatsächlich? Doch nein. Es schlüpft ein Dodoküken.

Fassungslosigkeit und Rufe des Entsetzens, die Jünger weigern sich zu glauben, was sie sehen. Das kann nicht sein! Und da fällt Aliapoh in Ohnmacht. Mit größter Anstrengung kann ich mir einen Weg durch die Menge der Gaffer bahnen und bin endlich bei der zusammengesackten Verkünderin, der die Erfüllung versagt geblieben ist. Als sie die Augen wieder öffnet, scheint sie sich an nichts erinnern zu können, gar nichts. Falls ihre Fragen nur Theater sein sollten, wer ich sei und was ich wolle und was es um alles in der Welt mit all den bunten Eiern auf sich habe, so ist sie eine ausgezeichnete Schauspielerin.

Die Verkündigung der zwölf Saliah war also nur eine Lügengeschichte - oder zumindest bloße Einbildung. Doch wie interessant, dass die Eisammler, die auf die Geschichte hereingefallen sind, nicht nachtragend zu sein scheinen! Keiner beschuldigt Jihli Aliapoh. Wie kann das sein? Vielleicht hat das Fest zumindest eines bewirkt: Es hat Zusammenhalt gestiftet. Nach der jähen Unterbrechung des fröhlichen Eiertragens und -tauschens durch den Diebstahl hatten die Abenteurer Eorzeas genug Gelegenheit, ihre Existenz und ziellose Lebensweise zu rechtfertigen. Durch die tatkräftige Mithilfe dieser Allround-Kämpfer und -Arbeiter konnten die meisten der Eier wieder zurückgebracht und das Fest doch noch abgehalten werden. Dass das letzte transzendente Ziel nicht erreicht werden konnte - ein Schönheitsfehler, doch wen stört das noch? Denn auch wenn die Saliah nicht erschienen sind, so ist doch ein kleiner Teil ihrer - vermuteten - Weisheit auf uns übergegangen: der Geist der brüderlichen Zusammenarbeit.


Das Ende einer Illusion (10.05.2011)


~Gridania, am Ufer des Schwarztee-Bachs~

„Meine Güte. Nicht die feine englische Art, so in jemandes Gedächtnis einzugreifen ... Mit einem bitteren Lächeln warf die Gestalt den druckfrischen „Raben“ zur Seite, den sie im Schein ihrer flackernden Lampe überflogen hatte.

„Es gab keinen anderen Weg. Wenn man den Dingen ihren Lauf gelassen hätte, war eine Panik abzusehen. Schade um die Kleine, aber das ist wohl das Schicksal derer, die ihrer Zeit zu weit voraus sind“, wendete eine Frauenstimme aus dem Dunkel des Geästs dahinter ein.

„Wie dem auch sei, wir müssen uns beeilen. Sie war nicht die einzige, die sensibel ist. Viele beginnen bereits etwas zu ahnen. Bald werden es alle wissen dürfen, aber im Moment ...“, murmelte die Gestalt. Schwach zeichnete sich ihre Silhouette im fahlen Schein des Vollmonds ab, zu dem sie nun lange gedankenverloren aufblickte ...